Pandemie in Uganda - Bericht unserer Partnerschule

Bericht von Frau Bukenya-Magoba und Herrn Abel

von unserer Partnerschule,

der St. Mugaggaschool  in Kkindu/Uganda:

Als die Covid-19 Pandemie in Uganda am 18. März 2020 begann, wurden unsere Schulen vom Präsidenten geschlossen und alle Lehrer*innen und Schüler*innen kehrten in ihre jeweiligen Familien zurück, demzufolge fand Kommunikation mit Kolleg*innen nur noch per Telefon statt, währenddessen es unmöglich war, mit Schüler*innen in Kontakt zu treten. Drei Tage später wurde der öffentliche Nahverkehr eingestellt und so mussten alle in ihren jeweiligen Häusern bleiben, bis letzte Woche, als der private Verkehr wieder erlaubt wurde.

Wie genau sind die Partnerschulen von der Krise betroffen?

Die noch nie dagewesene Gesundheitskrise, der wir derzeit gegenüberstehen, beeinflusst unser tägliches Leben massiv, von unseren Lehrer*innen, Schüler*innen, ihren Eltern und der ganzen Community im Allgemeinen. Die Entwicklungspläne für das Jahr 2020 sind ruiniert, die Deutschlandreise, welche von unserer Partnerschule für September organisiert wurde, gestrichen, was die Herzen unserer Lehrer*innen und Schüler*innen bluten ließ - angegriffene Egos, beunruhigende Fragen und wenige Antworten blieben zurück.

Die Covid-19 Pandemie schockte unsere Schüler*innen und Lehrer*innen gleichermaßen, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft wurden auf eine harte Probe gestellt, obwohl in der Vergangenheit (in Geschichten unserer Eltern) oftmals von solchen Pandemien erzählt wurde;  wie z.B. von Lepra und der „Kawumpuri“ Krankheit (Schlafkrankheit), eine Plage die sofort tödlich verlief,  erschienen diese uns allen mythisch. Niemand aus unserer Zeit war  jemals Zeuge einer solchen Pandemie, welche die Schließung von Gotteshäusern, wie Kirchen und Moscheen, notwendig werden ließ.

Unter der Hoffnungslosigkeit, die durch die Covid-19 Pandemie hervorgerufen wurde, mussten die Leiter des Landes plötzlich unter immensem Druck Entscheidungen treffen und zwar mit gravierenden Auswirkungen wie die Schließung von Schulen sowie von Orten des Betens, die Einführung des social distancing, dem lockdown, dem Tragen von Mund-Nase-Masken und den Ausgangsbeschränkungen von 19 Uhr bis 6:30 Uhr täglich. Diese Entscheidungen riefen eine große Angst unter den Bürger*innen hervor und jeder wurde/wird als potenzieller Träger des Covid-19 Virus gesehen.

Außerordentliche Herausforderungen, Unsicherheit und zahlreiche persönliche Tragödien sind geschehen. Die Pandemie Krise führte zur Schließung unserer Schule, was einen Einfluss auf die täglichen Unterrichtsstunden und das Umsetzen des Curriculums für alle Lernenden hatte.  Die Schließung unserer Schule zog auch einschneidende Kürzungen im Budget nach sich, welches dafür genutzt wird, die Gehälter des Personals zu bezahlen. Zuweisungen für die Erhaltung der Schule wurden ebenfalls eingeschränkt. Nebenbei, da die Schließung so abrupt verlief, verließen die meisten Schüler*innen die Schule, ohne ihre Schulgebühren zu bezahlen, was ein großes Defizit hervorrief. Dies führte dazu, dass die Schule ihre Arbeiter auch nicht mehr bezahlen konnte. Die Schule bleibt nun auf großen Schulden sitzen und es gibt eine große Unsicherheit, wo dieses Geld nun herkommen soll, weil wir auch nicht genau wissen, wann der Schulbetrieb wieder aufgenommen wird. Durch die bröckelnde ländliche Wirtschaft, insbesondere nach den Überschwemmungen der Felder und den folgenden Ernteausfällen, ist unklar, ob und wann die Eltern in der Lage sein werden, die offenen Schulgebühren zu zahlen und ihre Kinder zurück zur Schule zu schicken.

Das Einstellen des Transportsystems, das Phänomen des social distancing und die Einführung von Ausgangsbeschränkungen machten die Interaktion zwischen Lehrern und Schülern unmöglich. Unsere Schüler*innen machen sich mehr und mehr Sorgen über die Ungewissheit, wann sie wieder zurück zur Schule gehen, dies betrifft im besonderen Maße die Abschlussklassen, welche sich auf die Abschlussprüfungen vorbereiteten. Nicht alle Schüler*innen vermissen den Schulunterricht in der Schule, einige vermissen ihre Freunde, Lehrer*innen, den Spaß an der Schule, die gemeinsamen Mahlzeiten oder die unterschiedlichen Schulangebote und wir haben den Eindruck, dass sich schon bald Anzeichen von Stress ergeben  und einige sogar ihre generelle Einstellung zu Schule verändern werden.

Das Fehlen von privaten Transportmitteln nach dem Aufweichen des lockdowns macht es sogar für die Schulleitung sowie Lehrer*innen unmöglich, Abschlussschüler*innen zu besuchen, um ihnen Unterstützung anzubieten, während das Fehlen von häuslichen Computern Onlineunterricht auch unmöglich macht.  Die Krise hat eine Situation der Angst zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen geschaffen, da sie sich gegenseitig als potenzielle Träger des Covid-19 Virus sehen.

Die Supervision und Überwachung der Schule ist eine wissenschaftliche Aufgabe und erfolgt über das Telefon. Die schweren Regenfälle haben die Personallatrine und die Schulküche zerstört.

Es gibt nur wenige Wachmänner und ein Mädchen (welches von der Schule abhängig ist), welches die Schule sauber hält.

Wie kommen die Lehrer*innen und Schüler*innen der Partnerschule mit der derzeitigen Situation klar?

Die meisten Lehrer*innen blieben während des lockdowns in ihren Häusern. Die Schulbehörde versorgte die Schüler*innen (über das Lehrplan-Entwicklungszentrum) in ländlichen Gebieten mit Arbeitsmaterialien / Arbeitsaufträgen, um diese weiter zu beschäftigen.

Fernseh- und Radiounterricht wurde durch das Schulministerium für Schüler*innen aller Klassenstufen organisiert und ein Plan wurde für jede Klasse festgelegt. Dieses Lernarrangement ist für diejenigen Schüler*innen, welche Zugang zu TV und Radio haben, aber leider verpasst die Mehrzahl der Schüler*innen diesen Unterricht, da ihre Eltern sie zu Hause durch vielfältige Aktivitäten beschäftigen, wie z.B. im Garten zu arbeiten und Reinigungsarbeiten im und um die Häuser durchzuführen.

Lehrer*innen haben fächerspezifische WhatsApp-Gruppen etabliert, um einige unserer Schüler*innen zu unterstützen, aber die meisten von ihnen haben keine Mobiltelefone und selbst falls sie diese haben, ist es für die Eltern eine große finanzielle Herausforderung, Datenguthaben zu kaufen. Wir ermuntern die Eltern, mit ihren Kindern zu beten und ihnen zu zeigen, dass Gott sich um sie kümmert.

Durch Radioansagen ermuntern wir unsere Schüler*innen, Geduld zu haben und erinnern sie an das große Bild, welches noch vor ihnen liegt. Wir sympathisieren mit ihnen und raten den Eltern, sie zu beschäftigen und ein wachsames Auge auf sie zu richten, weil sie sich momentan große Gedanken machen; viele Fragen, die sie sich stellen, brauchen viele Antworten, welche kurzfristig nicht zu Verfügung stehen. Wir empfehlen den Eltern, den Stress zu Hause zu reduzieren.

Welche Schwierigkeiten und Probleme beschert uns das tägliche Leben, welche über die Fragen der Schulbildung hinausgehen?

Der Transport ist zu einer großen Schwierigkeit geworden, insbesondere das Fehlen eines privaten Transportwesens stellt für die Lehrer und Lehrerinnen ein großes Problem dar. Kommunikation ist eine weitere große Herausforderung, aufgrund des Fehlens persönlicher Computer.

Ebenso ist das Bezahlen der täglichen Mahlzeiten eine Herausforderung, da die Wirtschaft sich stark abgeschwächt hat und Geld zum Kauf von Lebensmitteln oft nicht zur Verfügung steht.

Im Allgemeinen hat die Angst voreinander zugenommen; dies ist ein neues Phänomen, da wir sonst immer sozial interagieren. Die lange Zeit, die wir zu Hause verbracht haben, hat einen Anstieg der häuslichen Gewalt nach sich gezogen und teilweise auch zu Todesfällen geführt.

Gibt es besondere oder spezielle Erfahrungen oder kreative Momente, die uns Hoffnung geben und die Menschen in der derzeitigen Krise stärken?

Es gibt diese Momente, zum Beispiel haben unsere Musiker damit begonnen, Musikshows über soziale Medien anzubieten, um die Stimmung der Menschen zu heben, während Fernsehstationen ebenso Musikshows organisieren, und zwar jedes Wochenende, mit ein oder zwei Musikern, um den Menschen Hoffnung zu geben. Die Krise hat den Menschen mehr Zeit gebracht, die sie mit ihren Familien verbringen und Eltern und Kinder sind sich nähergekommen. Der Ackerbau hat zugenommen und demzufolge gibt es auch mehr Essen in der Gemeinde.

Als ein Resultat der Covid-19 Pandemie hat sich die hygienische Situation in der Gemeinde auch verbessert, da nun das Händewaschen im öffentlichen Raum verpflichtend geworden ist und dieses Verhalten hat auch in die Häuser Einzug gehalten. Und auch in der Gemeinschaft / Gemeinde wird erwartet, sich keimfrei zu machen, wenn man sich von außen dazu begibt, dies hat dazu geführt, dass Krankheiten in der Gemeinde abgenommen haben, die oft auf mangelnde Hygiene zurückzuführen waren. Als Schule arbeiten wir mit Baugeschäften zusammen, welche uns Baumaterialien zum Renovieren und Verbessern der sanitären Anlagen auf Kredit zur Verfügung stellen.

St. Mugagga ohne Lehrer*innen und Schüler*innen während der Krise.

April 2020

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