„Bonhoeffer – Wege zur Freiheit“: eine eindrucksvolle und spannende Lesung an der Limesschule

Mehr als 150 Schüler und Schülerinnen haben sich am vergangenen Mittwochmorgen in der Aula der Limesschule versammelt, um den derzeit erfolgreichsten Autor für Biografien für Jugendliche und junge Erwachsene, Dr. Alois Prinz, zu begrüßen. Erst im vergangenen Jahr war er Gast auf der Frankfurter Buchmesse und wurde dort mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Die Deutschlehrerin, Ina Martinez, hat die Autorenlesung in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Leseförderung des Rheingau-Taunus-Kreises‘ und der Leiterin und Lesepädagogin, Sabine Stemmler, organisiert und somit konnte bereits zum sechsten Mal ein namhafter Autor an die Limesschule geholt werden.

Alois Prinz versteckt sich nicht hinter einem Lesepult, sondern bewegt sich frei auf der Bühne, wodurch es ihm gelingt in seiner Lesung den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in 40 Minuten das Leben und Wirken Dietrich Bonhoeffers anschaulich und gefühlvoll zu vermitteln. Seine Lesung ist eine Mischung aus Power Point-Präsentation und gelesenen Passagen aus seinem Buch. Kurzweilig und interessant führt er die konzentrierten jungen Zuhörer durch eine Zeit, die geprägt war von Gleichschaltung der Kirchen und diktatorischen Regimen, mittendrin ein kämpferischer Theologe. Prinz gewinnt die Zuhörer für sich, wenn er über den jungen Bonhoeffer spricht und seiner ersten großen Liebe, für die es aber kein Happy End geben sollte.

Mit der Beschreibung der grausamen Hinrichtung Dietrich Bonhoeffers und dem Gedenken der Briten an diesen besonderen Menschen schließt Alois Prinz seine Lesung und stellt sich daraufhin offen und ungezwungen dem Interview im Kreis von vier Oberstufenschülern der Einführungsphase, die sich im Vorfeld intensiv mit der Bonhoeffer Biografie im Deutschkurs von Cordelia Becker-Werner beschäftigt haben. Es macht ihm sichtlich Freude, die Fragen von Jennifer Batliwala, Niklas Schulze, Jan Koss und Arne Backstein zu beantworten. Authentisch und gesprächsbereit geht er bereitwillig auch auf persönliche Fragen der Schüler ein. „Er habe keine Berührungsängste“, gesteht er später, in manchen Lesungen hole er auch direkt Schüler auf die Bühne, damit sie lernten, auf der Bühne zu stehen. So beantwortet er Fragen zum Glauben genauso spontan und offen, wie die Frage zum Populismus, der nicht nur zu Bonhoeffers Zeiten eine Bedrohung für die Demokratie dargestellt habe.

Ja, religiös sei er erzogen worden, aber das habe ihn ein Stück weit abgeschreckt, erst im Laufe der Jahre habe er sich wieder für den Glauben geöffnet – „ich bin ein Suchender“ – dies mag eine Erklärung für die Biografien zu Jesus und Bonhoeffer sein.

Ja, es gebe Parallelen zwischen ihm und Bonhoeffer, sich manchmal etwas fern zu fühlen von den anderen, das habe er beim Schreiben erkannt. Auch das vielseitige Interesse sei eine Gemeinsamkeit. „Ein guter Schüler war ich aber nicht, nein wirklich nicht“, gesteht er und man spürt, dass er mit dieser Äußerung plötzlich einigen Jugendlichen näher kommt – kein guter Schüler gewesen zu sein, heißt eben nicht, dass das Leben keinen Plan bereithält, davon zeugt der promovierte Germanist und Politologe an diesem Morgen in der Schule.

Im Studium habe er versucht, so viel wie möglich mitzunehmen, denn er habe sich für viele Bereiche interessiert-Germanistik, Musik, Naturwissenschaften, Theologie und Politik.

„Warum schreiben Sie besonders häufig Biografien?“, will der Schüler Arne Backstein von ihm wissen. Es würden ihn Menschen interessieren, die etwas bewegen wollen, die anecken und unbequem seien für Regime und Gleichmacherei.

Die Frage, wie er zum derzeitig aufkommenden Populismus stehe, greift der ausgebildete Journalist gerne auf, man müsse auch hier vor denen aufpassen, die Menschen dumm halten wollten, erklärt er und fordert die Schüler in der vollbesetzten Aula dazu auf, stets Fragen zu stellen und nie aufzuhören, kritisch an Gehörtes heranzugehen.

Mit zahlreichen Preisen, u.a. dem Jugendliteraturpreis, ausgezeichnet, will der Oberstufenschüler Jan Koss wissen, welche Bedeutung Erfolg für ihn habe. Prinz lächelt und gibt zu, es mache ihn stolz und er freue sich über Preise und darüber, dass seine Bücher gekauft würden, aber letztlich sei das nicht der Antrieb für ihn zu schreiben.

Niklas möchte schließlich wissen, ob er sich wünsche, dass auch über ihn einmal eine Biografie geschrieben werde. Prinz lacht bescheiden: „Nein, nein auf keinen Fall.“ – Wer weiß?

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