„Tachchen" und „Ei Gude“

Schüler an der Uni? Jugendliche erforschen Sprache? Dass dies möglich ist, haben acht Schüler der Oberstufe der Limesschule bewiesen. Vom 06. bis zum 08. Juli fuhren sie nach Berlin und Potsdam, um an der Universität Potsdam im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Dialekten ihre Ergebnisse vorzustellen.Bestellen Sie auch eher Stücksche als Schrippen beim Bäcker? „Männeken“ kommt Ihnen eher fremd vor, aber „Männchen“ würden Sie sagen? Wenn Mensche Wörter konsequent verkürze, dann blicke Sie nicht irritiert auf?
Natürlich waren manche Schüler zu Beginn des Projekts mit dem hessischen Dialekt schon vertraut, kannten aus ihrem Verwandtenkreis einige Dialektsprecher oder fanden schließlich unter ihren Lehrern sogar den ein oder anderen Experten. Doch der Anspruch des Projekts forderte viel mehr:
Fast ein ganzes Schuljahr haben die Jugendlichen im Rahmen einer AG unter der Leitung von Frau Wolharn intensiv für ihr Ziel gearbeitet: Sie setzten sich mit den verschiedenen Varietäten der deutschen Sprache auseinander und lernten Fachbegriffe sowie die Grundlagen wissenschaftlicher Methodik kennen.
Die entscheidende Grundlage und Motivation stellte schließlich die Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam dar, über die die Limesschule sich dieses Jahr zum dritten Mal freuen durfte. Die Arbeit der Limesschüler war dieses Jahr an ein Seminar von Frau Ulrike Freywald am Lehrstuhl für deutsche Sprache der Gegenwart angebunden. Während man sich in Potsdam mit dem Berlinischen beschäftigte, nahmen die Oberstufenschüler der Limesschule das Hessische genauer unter die Lupe. Die Schüler bildeten Forschungsteams und beschäftigten sich parallel zu Potsdamer Studenten mit einzelnen Phänomenen der Dialektologie. Ziel war es, mit den Studenten im Seminar Parallelstudien vorzustellen.
Das bedeutete einiges an praktischer Arbeit! Die Schüler stellten sich der Herausforderung, nahmen die Perspektive junger Forscherinnen ein und durchliefen den wissenschaftlichen Forschungsprozess von der Hypothesenbildung über die Datensammlung und -analyse bis hin zur Ergebnisformulierung. Dazu wurden Fragebögen konzipiert und Sprachaufnahmen gemacht.
Je näher der Besuch in Potsdam rückte, desto eifriger wurde auch an der Fertigstellung der Präsentationen gearbeitet. Und endlich war es so weit! In der vorletzten Schuljahrswoche machte sich die AG auf den Weg nach Berlin und Potsdam. Die Fahrt war eingebettet in ein kulturelles Programm, das auch den Besuch des Museums für Kommunikation in Berlin sowie die Erkundung des Schlossgeländes Sanssouci in Potsdam vorsah. Höhepunkt stellte natürlich das Treffen an der Universität dar! Nachdem man sich bei einem gemeinsamen Mensa-Besuch kennen gelernt und den Campus einschließlich Bibliothek erkundet hatte, konnten die Schülerteams mit den Studierenden ihre Ergebnisse noch einmal besprechen. So gelangen schließlich die Präsentationen im Seminar auch bestens und die Limesschüler konnten ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Sie zeigten anhand von Sprachaufnahmen typische lautliche Merkmale des hessischen Dialekts auf und erläuterten Unterschiede in der formellen und informellen Kommunikation. Als ein langer Tag zu Ende ging, war man sich einig, dass das Projekt ein großer Erfolg war, von dem beide Seiten profitierten, und welches man gerne auch im nächsten Schuljahr fortsetzen möchte.
Mit dem Projekt, das nun zum dritten Mal im Rahmen einer AG durchgeführt wird, bietet die Limesschule für begabte und interessierte Jugendliche ein Förderangebot an, das zu Beginn der Oberstufe früh an die wissenschaftliche Arbeit heranführt und die Neugier und Vorfreude auf die Universität wecken soll.

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